Zum Fest der hl. Klara am 11.8.2020

„Deswegen beuge ich meine Knie, verneige mich innerlich und äußerlich und empfehle alle meine Schwester, die gegenwärtigen und die künftigen, der heiligen Mutter, der römischen Kirche …“ (hl. Klara in ihrem Testament)

Zum Fest der hl. Klara grüßen wir Sie alle, die Sie unserer Gemeinschaft verbunden sind, und danken Ihnen, dass Sie uns in so vielfältiger Hinsicht unterstützen.

Füreinander und miteinander da zu sein, ist ein Wesenszug unserer Kirche, die zurzeit von vielen Seiten innen und außen geschüttelt wird. Angeregt durch die so lebendige Einführung in die Kirchengeschichte durch Herrn Professor Köster, durch die nüchtern aufregenden Gespräche über Dogmengeschichte mit Herrn Professor Seewald und die Beschäftigung mit dem Kirchenrecht unter der Anleitung von Frau Professorin Ahlers weitet sich für uns der Horizont, wie wir Kirche erfahren und verstehen lernen. Ein weiterer Horizont öffnet sich durch neue Fragen, die uns bewegen. So haben wir uns auf die Suche gemacht, wie denn die hl. Klara Kirche verstanden und erlebt hat. Und an unserem Austausch darüber möchten wir Sie gern wieder teilhaben lassen.

Ohne Menschen, die Fragen stellen, kommt die Kirche nicht aus und ihre Entwicklung nicht voran.“ Mit diesem Satz, den Sr. M. Bernadette in dem Buch „Lebensmutig“ von Martina Kreidler-Kos fand, eröffnet sie unser Gespräch. Und mit einem weiteren Zitat aus diesem Büchlein gibt sie uns eine Richtung vor, in die wir alle einstimmen: „Armut bedeutet im franziskanischen Kontext niemals nur den Verzicht auf materielle Güter, sondern immer auch den Verzicht auf Macht, auf Ansehen und – so würden wir heute sagen – auf Erfolg.“ Und in diesem Sinn – so führt Sr. M. Ludgera weiter aus – ist Klaras Gehorsam gegenüber der Kirche zu verstehen, ihre Ehrerbietung ihr gegenüber und ihr immer neuer Aufruf, der Kirche in Armut und Demut untertan zu sein, wovon Klara in ihren Schriften spricht. In ihrem Testament – so Sr. M. Ludgera – verlangt Klara von uns Achtsamkeit, damit wir der Kirche keine Schande bereiten.“ Dabei geht es eindeutig um mehr als nur die Institution und die amtliche Struktur der Kirche. Sie trägt eine Botschaft zum Leben, die wir nicht verdunkeln dürfen. So lenkt in unserem Gespräch Sr. M. Daniela den Blick darauf, wie die Kirche für die hl. Klara ein Ort der Gnade war: „Wie Franziskus und Klara, durch die Kirche bestätigt, reiche Gnaden empfingen, so haben sie sich in Freude und im Gehorsam ihr verpflichtet durch eine schlichte Lebensweise. In Freude und voll Zuversicht aus dem Glauben zu leben, das ist auch unser Wunsch und unser Gebet für die Christen unserer Tage, denn Gott wirkt durch seine Gnade das Gute in dieser Welt.

Sr. M. Conrada war beim Lesen der Schriften der hl. Klara aufgefallen und ihr ins Herz gefallen, dass sie immer wieder Anerkennung und Wertschätzung des Papstes und der Kirche betont. „Wertschätzung – dazu muss ich auch wissen, was ich denn selber leben will. Mir ist wichtig, den Papst und die Kirche zu akzeptieren, und dann nicht zu schauen, was alle anderen machen, von denen so viele aus der Kirche austreten. Es geht doch darum, selber zu leben, woran ich glaube, und nicht über die anderen zu urteilen. In ihrer Regel weist Klara ausdrücklich darauf hin, dass die Kandidatinnen geprüft werden in ihrem Wissen über die Sakramente und über das, was die Kirche lehrt. Da lohnt es sich, auch selber einmal zu schauen: was bedeutet es für mich selbst? Stehe ich noch dahinter?“ Und erst dann kann auch in der Kirche und in mir „der missionarische Geist aufleuchten – so Sr. M. Regisdass alle Menschen zu Gott finden und darin auch zu sich selbst vor Gott finden.“ Da geht es zunächst mal um die ganz konkrete Kirche, wie Sr. M. Gabriele uns erinnert: „Klara hat fünf Kirchen kennengelernt: San Rufino, Portiunkula, San Paolo di Abbadessa, San Angelo di Panzo und San Damiano – die Kirche, die Franziskus selber wieder aufgebaut und in der das Kreuz zu ihm gesprochen hatte. Über vierzig Jahre hat Klara hier ihr Leben aufgerieben.“ Und Kandidatin Kerstin ergänzt: „Die Häuser Gottes dürfen niemals leer stehen!“

Am 24. Juni wurde unsere Postulantin Yvonne eingekleidet und trägt jetzt den Namen Sr. M. Aurelia. In dieser Entscheidung zum nächsten Schritt auf dem Weg der Nachfolge liegt auch eine Entscheidung zur Kirche: „Klara unterstellt sich und ihre Schwestern in ihrem Testament der „heiligen Mutter Kirche“. Sie beugt ihre Knie und vertraut sich und ihre Gemeinschaft in die Struktur der Kirche. Aber nicht aus Unterwürfigkeit zur Kirche, sondern um der Liebe jenes Gottes Willen, der arm in die Krippe gelegt wurde. Für mich ist diese Beugung nichts anderes als weiterfließende Demut. Gott wird klein, er liefert sich aus, in die Hand der Menschen. Klara beugt ihre Knie und lässt zu, dass andere über sie und ihre Zukunft verfügen. Nichts anderes als konsequenter Ausdruck eines Lebens der Armut. Ein Ausdruck überantworteten Lebens, das in keinem Fall gleich zu setzen ist mit der „Abgabe von Verantwortung“. Dort wo ich mich überantworte, lasse ich mich ganz ein, dort bin ich gefordert in meiner ganzen Person; wenn alles „Eigenmächtige“ ins Leere läuft und nur noch Sein Bestand hat. Ich lasse mich ein auf meine eigene Ohnmacht. Entkräftete, gelöste Hände die endlich bereit sind zu empfangen. Ein Dasein, das „Da ist“ und aufgeht in dem Vertrauen, dass, der sich in uns eingefaltet hat, sich immerfort und unaufhörlich in uns, in unserer Kirche und Welt entfaltet. Immer allgegenwärtig und wirkmächtig. Zuzulassen, dass ein anderer mich führt wohin ich vielleicht nicht will aber im tiefen Vertrauen, dass dadurch Leben in Fülle erwächst durch mich durch uns und für unsere Kirche.“ „Das ist ein Wort Klaras, das auch mir sehr wichtig ist – so Sr. M. Ancilla: „Um der Liebe jenes Gottes willen, der arm in die Krippe gelegt wurde, arm in dieser Welt lebte und nackt am Marterholze verblieb (KlTest 45) – um dieser Liebe Gottes willen vertraut sie sich der damals so reichen Kirche an, dass sie über ihr Leben der Armut wache. Das ist keine Kritik an ihrem Reichtum von hintenherum, sondern Ausdruck tiefen Vertrauens in das Geheimnis der Kirche, die die Gegenwart des armen Christus in sich trägt.

So stellen wir uns und Sie alle in den Segen der hl. Klara, der nach Sr. M. Klaras Worten uns mitten in die Kirche hineingibt: „Auf Erden schenke er Euch Wachstum in der Gnade und den Tugenden inmitten seiner Knechte und Mägde in der streitenden Kirche. (KlSeg 9). Die streitende Kirche ist angewiesen auf ein Leben seiner Glieder, das von Tugend zu Tugend, von Gnade zu Gnade voranschreitet in beständiger Reinigung der Herzen, und sich in einem heiligen Leben vollendet. Das zu tun, erbittet Klara in ihrem Segen für alle Glieder der Gemeinschaft.

In diesem Segen und in der Vollendung ihres Lebens bei Gott wissen wir unsere Sr. M. Columba geborgen, die am 4. Mai hier bei uns gestorben ist. Wir sind dankbar, dass wir mit ihr leben durften, deren Glaubensheimat immer die Kirche war.

Voller Dank für Ihre Wegbegleitung in spiritueller und materieller Weise laden wir Sie herzlich ein, mit uns am 11. August 2020 um 17.15 h im St. Paulus-Dom die feierliche Vesper ihr zu Ehren zu feiern oder auch schon am 10. August um 17.15 h im Westchor des Domes die erste Vesper zu ihrem Fest.

Im Gebet Ihnen allen verbunden grüßen wir Sie voll Freude,
Ihre Schwester der hl. Klara am Dom zu Münster

Sr. Edmunda beim Kartenspielen